Tafelanschriften

Fassadengestaltung der städtischen Realschule Memmingen
In Zusammenarbeit mit Architekturbüro herle+herrle und mprdo
Die Fassadengestaltung an der Sebastian Lotzer Realschule ist definiert durch das Zusammenwirken von Kunst und Architektur.
Die Fassade wird sowohl als Hülle des Gebäudes als auch als Bildträger erlebt. Bezogen auf die Prozesse, die in der Schule stattfinden, soll sie ein Bild von Transparenz, Vernetzung und Entwicklung darstellen.
Der Begriff der Transparenz ist hier im doppelten Sinne zu verstehen. Zum einen bezogen auf die Materialität des Glases, die dem Gebäude die Schwere früherer Lehranstalten nimmt ; zum anderen bezogen auf die Ablesbarkeit von Prozessen, die im Inneren des Gebäudes stattfinden.
Die Gebäudehülle spiegelt verpixelte Spuren von Tafelanschriften wieder, die zusammen mit den Schülern an einem Projekttag in verschiedensten Fachgebieten erarbeitet wurden. Gemeinsames Thema des Projekttages war die Auseinandersetzung mit dem Namensgeber der Schule. Sebastian Lotzer formulierte 1525 die so genannten Memminger Artikel und kurze Zeit später die Bundesordnung und die Zwölf Artikel. Diese gelten als die erste Niederschrift von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa.
Die Ergebnisse der Auseinandersetzung mit Sebastian Lotzer und der Zeit in der er lebte, finden sich in der Fassade wieder als grafisch abstrahierte Formen. In ihrer offenen Anordnung thematisieren sie die Fragmenthaftigkeit von Wissen, das stets neu vernetzt und erweitert werden muss, also den Prozess des Lernens.
Je nach Blickwinkel bzw. Lichteinstrahlung lassen sich unterschiedlich klare Zeichen in der Rhythmik der Strukturen erkennen; das Tafelbild entwickelt sich mit dem Standpunkt des Betrachters.