Maßarbeit

Raum 1 : 6 x 5 m , „ Fensterlaibung “ : 170 x 85 cm , 170 x 70 cm , 170 x 70 cm
„ Raumecke “ : 180 x 115 cm , 95 x 115 cm
Raum 2 : 6 x 3,3 m , „ Vertäfelung “ : 325 x 267 cm , Material : MDF, Buche furniert
Die Installation wurde realisiert in den Räumen des Scharfrichterhauses – einer Passauer Dependance der Galerie Mathias Kampl ( München, Berlin ).

„…Normalerweise ist das Verhältnis von Raum und Möbelstücken von Funktion und Dekoration bestimmt. Im Falle der „Möbel“ Barons kommt noch eine andere Dimension hinzu, die Interpretation. Seine Objekte sprechen von dem Raum, in dem sie platziert sind. Die Passauer Wandverkleidungen sprechen von der Vergangenheit der Räume als bürgerlicher Wohnung und schaffen einen Kontrast zu ihrer heutigen Funktion als Ausstellungsraum. Vom Gebrauchswert her betrachtet sind diese Wandverkleidungen absurd und befremdlich. Ihre Funktion im Raum ist eher eine psychologische. Ein Mittel, das Peter Baron einsetzt, um Irritation und somit Aufmerksamkeit zu erzeugen, ist die Verschiebung des Kontexts…“

Burkard Blümlein ( Auszug aus dem Einführungstext zum Katalog : „ Peter Baron – Fünf Orte “ )


„ Der Regensburger Peter Baron bietet in den Räumen des Scharfrichterhauses drei speziell für sie angefertigte Wandverkleidungen, die deshalb mehr als eine der üblichen Installationen darstellen, weil sie nur ein einzelnes Element eines stimmigen Verbundes von „ verschiedenen Mitteln und Materialien „ sind, zu dem ebenso wesentlich die ungleichen Größen und Charaktere der beiden Zimmer gehören, deren unregelmäßigen Wände, die vorhandenen Fußböden, die Stuckornamente an den Decken, die Lage der Fenster und nicht zuletzt der sich bietende Ausblick. In dem zur Donau und zum bewaldeten Steilhang des Georgsberges hin offenen Hauptraum setzte Baron im Sinne der Minimal Art mit der Rückwand einer imaginären Sitzecke und der teilweisen Verschalung des zwischen zwei Fensternischen vorspringenden Mauerwerks sehr reduziert gestaltete Akzente : furnierte, industriell schlicht und exakt zusammengefügte Holzplatten als Kontrapunkte zu den breiten Brettern des handwerklich gefertigten alten Fußbodens. Anders der zweite, kleinere Raum. Wer ihn betritt, sieht sich zunächst nur einem einzigen Fenster gegenüber, durch das der Blick über den Schacht einer engen Gasse hinweg auf eine Hausmauer prallt. Der eindeutigen Wohnfunktion und der Offenheit des Bezugs zu Fluß und Berghang dort steht hier eine räumliche Geschlossenheit gegenüber, die auf kein Außen verweist und schon wegen der leicht konischen Raumform sakral anmutet. Der Künstler verstärkte diesen Eindruck, indem er die ganze innere Schmalwand mit wiederum sehr exakt gearbeiteten und auch hier zum Bretterfußboden kontrastierenden Platten verdeckte, so dass der Besucher zunächst vor einer bildlosen Altar -, dann aber vor einer Beichtwand zu stehen meint. Denn entgegen dem Konzept des klassischen Minimalismus ist eine der Holzplatten in Gesichtshöhe durch ein filigranes Ornament perforiert, das die ovale Form der Stuckdekoration am Plafond zitiert, die Assoziation eines Beichtgitters wachruft und schon deswegen kommunikative Relevanz suggeriert. Obendrein lässt es sehen, dass Holzwand und Mauer voneinander abgesetzt sind, und regt dadurch an, sich für das Dazwischen zu interessieren, den Raum in wortwörtlichem Sinn zu hinterfragen und damit zu transzendieren. Die Auseinandersetzung mit Beziehungen von Innen und Außen, Davor und Dahinter, Masse bzw. Volumen und Transparenz dominiert auch sonst im Schaffen Peter Barons.“

Helmut Wagner ( Auszug aus einer Besprechung in der Passauer Neuen Presse )